Chronik

Chronologische Entwicklung unserer Gesellschaft

1960 Einführung der Kinderschützenfeste durch die Züge in den einzelnen Stadtteilen
1965 Herausgabe der Schmallenberger Heimatblätter
1969Beteiligung am Festzug anlässlich der 725-Jahr-Feier mit Fußgruppen und Festwagen
1970Gründung der Schießsportgruppe
         Kinderschützenfeste werden nur noch im Wechsel durch die einzelnen Züge veranstaltet. Es findet nur noch ein Kinderschützenfest im Jahr statt
1973Bau der Frenn-Wiethoff-Hütte
 Bau der Oberstadthütte
 Durchführung von Altentagen der einzelnen Züge im Rhythmus von zwei Jahren
19741. Altentag in der Oberstadthütte des Zuges Oberstadt
1975Vorbeimarsch an König und Vizekönig
 Zugführer erhalten volles Stimmrecht in den Vorstandssitzungen
1977Errichtung, Pflege und Unterhaltung von je einem Kinderspielplatz in der Altstadt und Unterstadt
 Bau eines Buswartehäuschens in Fachwerkbauweise an der Grafschafter Straße
 Das Innere der Kappelle auf dem Werth, die 1961 als Kriegergedächtnisstätte eingeweiht wurde, wird von der Schützengesellschaft unterhalten und gepflegt
 Schützengesellschaft übernimmt die Organisation und Durchführung der Seniorennachmittage
1978Herausgabe eines Bandes mit 25 plattdeutschen Gedichten zum Gedenken an den Schützenbruder Otto Hanses (=) des Zuges Unterstadt
1980Bau der Osterfeuer in der Oberstadt
1981Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren können der Schützengesellschaft als “Jungschützen” beitreten und beteiligen sich zum ersten Male am Festzug
1984Anschaffung von drei Zugfahnen für die einzelnen Züge
1989Erweiterung und Umbau der Oberstadthütte
1990Erstes Treffen der ehem. Schützen- und Vizekönige
1994Beteiligung mit vier Wagen und einer Fußgruppe am “Historischen Festzug” aus Anlaß des 750jährigen Bestehens der Stadt Schmallenberg
 Beteiligung an der Finanzierung des Bürgerbrunnens am Schützenplatz
1995175 Jahre Schützengesellschaft Schmallenberg mit Wohltätigkeitskonzert, Kaiserschiessen und sonntags mit großem historischen Festzug.
 Großes Kinderschützenfest im Kurpark. Veranstalter alle 3 Züge
1998Ausrichter der Bundesdelegiertentagung
 Aufbau der Gewehrsektion
 Jubiläum 25 Jahre Frenn-Wiethoff-Hütte
1999Umbau und Erweiterung der Oberstadthütte
2001Ausrichter des Bundesschützenfestes
2003erster Jungschützenkönig der Schützengesellschaft Schmallenberg wird ermittelt
 Jubiläum 30 Jahre Oberstadthütte
2004erster gemeinsamer Seniorennachmittag der Schützen in der Oberstadthütte
 Festakt 50 Jahre Stadthalle und 50 Jahre Schützenfest in der Stadthalle
 der Zug Unterstadt gestaltet seinen Kinderspielplatz um
2005eine Jungschützenkönigskette wird angeschafft, der amtierende Jungschützenkönig geht erstmals offiziell im Festzug mit
 der Zug Altstadt erneuert seinen Kinderspielplatz
2006Generalversammlung beschließt Änderung der Festfolge am Schützenfestmontag
und die Aufnahme des Adjutanten in den erweiterten Vorstand
2007Orkan “Kyrill” beschädigt Oberstadthütte
2008Drittes Treffen der ehemaligen Könige und Vizekönige in der Oberstadthütte
2009Feiern zum Jubiläum “50 Jahre Schützenzüge Ober-, Alt- und Unterstadt” mit einem Jubiläumskinderschützenfest an der Stadthalle



Schützenzelt aus dem Jahre 1900

(Quelle: 10. Ausgabe, Juni 1967, ohne Angabe des Autors)

Entstehung

“Freude schöner Götterfunken…” diese Stelle aus Schillers Hymne an die Freude setzten alle 71 Schützenbrüder an die Spitze ihrer Statuten und Satzungen, die sie sich auf der Gründungsversammlung der Gesellschaft im Juli des Jahres 1820 gaben. An erster Stelle des namentlichen Verzeichnisses steht der ehemalige Amtsarzt Dr. Dham, der keine Mühe gescheut hatte, auch in Schmallenberg eine Schützenkompanie ins Leben zu rufen, wie sie in dieser Zeit in allen Teilen des Herzogtums Westfalen entstanden. Im “Schlingen”, im Norden der Stadt gelegen, ließ er die erste Vogelstange aufstellen, und sicherlich haben die Schmallenberger Schützen bei ihrem ersten Fest, als Dr. Dham den Vogel herunterholte, mit der gleichen Begeisterung gerufen wie bei den vielen Festen der folgenden Jahre. Das Protokollbuch weiß über den Verlauf des ersten Schützenfestes nur ganz sachlich zu berichten, daß “Der Clem. Dr. Dham der erste Schützenkönig” wurde, und “Bernhard Schmidt wurde Geck”. Am 8. September 1820 wußte Hauptmann Balzer-Kruse noch nicht, daß das erste Fest noch eine papierne Fehde mit den staatlichen Forstbehörden nach sich ziehen würde. Bei einem halben Ohm Bier wurde am zweiten Tag schon vormittags auf “Pastors Kampe” musiziert und getanzt, und sicherlich wird auch der gestrenge Hauptmann nicht immer nur an die exakte Ordnung der Statuten gedacht haben, die in 14 Paragraphen das Verhalten auf dem Schützenplatz und in vier weiteren Absätzen die Ordnung beim Tanz festlegten. In 19 Bestimmungen ging die Statutenordnung auf Wesen und Organisation der Gesellschaft ein, und in Paragraph 1 heißt es: “Wenn der Zweck unseres Wahlspruches nicht verfehlt werden soll, so muß wechselseitige Liebe und Freundschaft unseren Bund umschlingen. Dafür sind Eintracht, Ordnung gute Aufführung und Folgsamkeit die ersten Grundbedingungen unserer Gesellschaft, wobei jede Standesverschiedenheit wegfällt. Daher können und dürfen nur anerkannt gute sittliche Personen in diese Gesellschaft aufgenommen werden.”

Frühschoppen im Schützenzelt

Eintrittsgeld: 24 Silbergroschen

Die Mitglieder der jungen Schützengesellschaft waren alle in einer Kompanie zusammengeschlossen, an deren Spitze der Hauptmann stand. Außerdem wurden ein Adjutant, vier Offiziere, ein Fähnrich, drei Deputierte oder Rechtmänner und ein Rechner gewählt. Gute Demokraten scheinen Schmallenbergs Bürger schon im Jahre 1820 gewesen zu sein; das beweist die genauestens detaillierte Wahlordnung. Für die Aufnahme in die Gesellschaft war die Entscheidung des Hauptmanns maßgebend, der “erst nach gehörig untersuchter Qualifikation den Nachsuchenden aufnimmt oder nicht. Von der Zahlung der Aufnahmegebühr blieb aber auch im Jahre 1820 kein neues Mitglied verschont, die Gebühr belief sich auf 24 Silbergroschen, und lediglich die neu eintretenden Söhne älterer Mitglieder waren ursprünglich von der Zahlung dieses Eintrittsgeldes befreit; doch änderte sich diese Handhabung bis zum Jahre 1860 zweimal. Die Wirkung hochprozentiger alkoholischer Getränke wollten die Gründer der Schmallenberger Schützengesellschaft offenbar nicht kennenlernen. An den Festtagen durfte im Tanzsaal und in den Nebenräumen nur Bier ausgeschenkt werden; beim Schießen war überhaupt jeder Ausschank “geistiger Sachen” verboten. Die Festordnung schrieb ferner vor, daß beim Tanzen nicht gesungen werden durfte. Kleinere Vergehen, wozu besonders das Tabakrauchen im Festzug, das Tanzen mit bedecktem Kopf usw. gerechnet wurden, wurden je nach den Umständen mit einer Geldbuße “von einem bis fünf Groschen” geahndet, oder aber der Sünder hatte “bis zu fünf Maß Bier” zu kaufen und zur Verfügung zu stellen. Im Falle schwerer Verstöße konnte der Hauptmann Ausschluß und Ersatz des durch den “Missetäter” entstandenen Schaden verhängen.


Festzug

Keine Feste nach dem Stadtbrand

Dr. Dham wurde der erste Schmallenberger Schützenkönig, und er war es auch, der im folgenden Jahr den Vogel von der Stange holte. Im Jahre 1822 war Josef Balzer der glückliche Schütze. Am 31. Oktober des gleichen Jahres ereignete sich in Schmallenberg jene furchtbare Brandkatastrophe, die nach Überlieferungen der Stadtchronik durch das Anzünden einer Tabakspfeife auf dem Stübben-Hause beim Ausbessern des Strohdaches begann. Innerhalb kürzester Frist standen die umliegenden Häuser in Flammen, und zwei Stunden später hatte das Feuer 132 von insgesamt 151 Wohnhäusern eingeäschert. Der Schaden war unermeßlich, und die Not war in den folgenden Jahren ein ständiger Gast. In dem Protokollbuch der Schützen ist die Katastrophe in dem lapidaren Satz “Im Jahre 1822 brannte die Stadt ab” festgehalten. Zwei Jahre lang dachten die Schützen nicht an das Festefeiern, als aber im Jahre 1825 die schwersten Wunden verheilt waren, wurde am Fronleichnamstage das Fest wieder gefeiert; Dr. Dham wurde zum dritten Male Schützenkönig. In den folgenden Jahren errangen Anton Hanses, Johann Falke, Carl Dham, Bernhard Siebert, Ludwig Falke-Müdgens und noch einmal Dr. Dham die Königswürde. Interessant ist übrigens, daß es im Revolutionsjahr 1848 in Schmallenberg keinen Schützenkönig, sondern einen “Schützenpräsidenten” gab. Im nächsten Jahr aber war der revolutionäre Elan so weit verflogen, daß der Präsident wieder durch einen Schützenkönig abgelöst wurde.

Abholen des Hofstaates in den 50er Jahren

12 Berliner Taler für die Vogelstange

Die erste Vogelstange der Schützengesellschaft, von der Dr. Dham als erster den Vogel schoß, wäre beinahe recht teuer geworden. Eine alte Urkunde, die sich noch heute bei den Protokollen befindet, erzählt von einer Papierfehde, die die Schützen mit den staatlichen Forstbehörden auszufechten hatten. “Einige von der Gesellschaft” – wie es in der Urkunde heißt – hatten, ohne die obrigkeitliche Genehmigung abzuwarten, im Staatsforst eine Tanne geschlagen, um sie als Vogelstange zu benutzen. Die Folge war ein Strafbescheid über zwölf Reichsthaler, Berliner Cour. Eine Eingabe an den Regierungspräsidenten um Erlaß der Strafe wurde abschlägig beschieden. Erst nach einem Bittgesuch an den Finanzminister wurde den Schmallenberger Schützen die Strafe auf dem Wege der Gnade erlassen; sie brauchten lediglich den Holzwert zu entrichten.
Dieses Bittgesuch an den Minister hatte folgenden Wortlaut: 
“An Seine Exzellenz den Herrn Finanzminister Freiherrn von Klewig unterthänigste Bittschrift seitens der Schützengesellschaft Schmallenberg im Kreise Eslohe, Regierungsbezirk Arnsberg, wegen Straferlaß.
Der von seiner Königlichen Majestät erklärte Wille, daß sich seine getreuen Unterthanen wieder in den alten deutschen Spielen, um sich dadurch zu tüchtigen Vaterlands-Vertheidigern zu bilden, üben sollten, war uns nicht sobald bekannt geworden, als wir auch sogleich eilten, dieselben zu erfüllen. Es wurde in der hiesigen Stadt Schmallenberg sofort nach alter Sitte eine Schützengesellschaft von wohnhaften Bürgern errichtet, und es wurde der Tag bestimmt, an welchem sich diese Gesellschaft zum erstenmal im Vogelschießen üben sollte. Der Gesellschaft war von Herrn Forstinspektor zu Meschede versprochen, daß ihm gegen gehörige Bezahlung eine Tanne aus dem benachbarten domaninalen Walde überlassen werden sollte, allein als sich die Gesellschaft bey dem betreffenden Herrn Oberförster deßhalb meldete, erhielt sie zur Antwort, daß er deßhalb noch keine Anweisung vom Herrn Forstinspektor erhalten habe. – Zwar wurde jetzt gleich ein Bote um diese zu haben an den Herrn Forstinspektor gesand, allein dieser war unglücklicherweise auf Dienstreisen und abwesend.

Vogelschießen

Indessen war der zum Schießen bestimmte Tag vor der Thüre und aus zu großem Eifer ließen sich einige von der Gesellschaft beizeiten (?), eine nicht angewiesene Tanne im domanial Walde zu hauen, welche darauf zur Vogelstange gebracht wurde, für welches Vergehen die Gesellschaft eine Strafe von 12 Berliner Thaler bezahlen sollte. Die Gesellschaft suchte zwar gegen dieses Erkenntnis Nachlaß der Strafe bey Königl. Regierung nach, wurde aber gemäß Anlage abschlägig beschieden. Gerne will die Gesellschaft den Holzwerth – denn Schaden ist durch die Hauung nicht geschehen – bezahlen, allein hart würde es ihr fallen, wenn die Strafe für den übertriebenen Eifer, mit dem sie ihren löblichen Zweck verfolgte, bezahlen sollte. Eure Exzellenz werden deshalb unterthänig gebeten, die Niederschlagung der erkannten Strafe im Wege der Gnade zu verfügen. Namens der Schützengesellschaft Balzer, Hauptmann, Schmallenberg, den 1. März 1821.